Digitales Marketing bietet eine Menge Gelegenheiten für Kleinunternehmen, sich von der Masse abzusetzen, ihre Marke bekannt zu machen und damit die eigene Identität zu prägen – darum ist es so frustrierend zu sehen, wie wenige davon Gebrauch machen. Viele nutzen ganz einfach bewährtes, ein paar Anzeigen bei Facebook oder GoogleAds.
Das Problem mit dem Bewährten ist, dass es eben gebräuchlich ist, normal, allgegenwärtig. Kurz: es fällt kaum noch auf. Wenn man sich von der Masse abheben will, muss man die ausgetretenen Pfade verlassen, und sich dorthin wagen, wo sich nicht jeder hintraut.
Darum geht es heute: wir diskutieren heute fünf Marketingstrategien von denen die meisten Kleinunternehmen aus dem einen oder anderen Grund oft die Finger lassen.
Strategie #1: Definitive Guides
Irgendjemand muss die Stimme der Branche sein – warum nicht Du? Einer der führenden Köpfe deiner Branche zu sein bringt eine Menge Vorteile mit sich, nicht zuletzt die gesteigerte Bekanntheit. Leute wollen mit dem Branchenführer Geschäfte machen, nicht mit irgendwelchen mittelmäßigen Unternehmen die keiner kennt.
Wie aber wird man als Branchenführer wahrgenommen? Ein guter Schritt dazu sind sogenannte Definite Guides. Also umfassende Artikel in denen Du ein bestimmtes Thema hinreichend erklärst, von den Grundlagen bis hin zu den resultierenden praktischen Überlegungen. Die Art von Content, zu der Kunden immer mal wieder zurückkommen wenn sie etwas nachsehen müssen oder verstehen wollen.
Google mag solchen sogenannten Authority Content, also gutes, informatives Material das als Referenz für sein Spezialgebiet dienen kann – ganz besonders seit dem Hummingbird-Update.
Jetzt sagst Du vielleicht „Aber ich bin Tischler/Buchhalter/Gebrauchtwagenhändler! Wofür soll ich denn einen Definitive Guide schreiben?“ Stell dir einfach vor, dass Du mit einem potentiellen Kunden zusammensitzt, der interessiert ist dich zu beauftragen, aber noch nicht völlig überzeugt. Also stellt er dir ein paar Fragen um zu sehen ob Du tatsächlich dein Handwerk verstehst. Oder frag mal, was deine Kundenberater oder -supporter oft gefragt werden. Dann kommen die Ideen ganz von allein:
Tischler? „Alles was Du über Holzpflege für Möbel wissen musst“
Buchhalter? „Der ultimative Guide zu Mehrwertsteuer für Unternehmen“
Gebrauchtwagenhändler? „Der Leitfaden für alle Gebrauchtwagenkäufer“
Wie Du siehst, beschränken die sich alle auf ein Teilgebiet der Branche. Du musst nicht „Den Definitiven Guide für Tischler“ schreiben. Das wäre nicht nur extrem aufwändig, sondern würde dir auch eine Menge Optionen für späteren Stoff rauben. Such dir ein Thema, das nicht zu breit und nicht zu schmal ist. Behandle es ausführlich und auch für Laien verständlich. Wenn Jemand auf diesen Content stößt, soll er denken „Mensch, diese Person hat echt Ahnung von Holzpflege!“ (oder worum auch immer es geht).
Strategie #2: Business-Blog
Ich habe das schonmal an der einen oder anderen Stelle angesprochen, und zwar weil ganz einfach funktioniert. Webseiten mit Blogs ziehen sehr viel mehr Traffic als Webseite ohne.
Auf Seite der Suchmaschinen mag Google's Algorithmus es, wenn man beständig neuen, hochwertigen Content hinzufügt. Auf Seiten der User mögen es die Leute, wenn sie interessante Posts lesen können, und werden öfter zu einer solchen Seite zurückkehren.
Klar, regelmäßiges Posten ist Arbeit. Tun wir nicht so, als wäre es anders. Aber es ist Arbeit die sich lohnt, Arbeit die dir Traffic einbringt und dich in den Suchmaschinenrankings nach oben bringt. Es gibt wahrscheinlich so einiges was Du regelmäßig tust, das sehr viel weniger Wert für dein Unternehmen hat.
Natürlich kann es einschüchternd sein mit dem Bloggen zu beginnen, aber für alles gibt es eine Antwort.. Du weißt nicht was Du schreiben sollst? Dafür gibt es Abhilfe. Du weißt nicht, ob Du regelmäßig dafür Zeit findest? Nicht jeder Blogpost muss super lang sein, kurz und knackig geht manchmal auch – und größere Posts (z.B: die ober erwähnten Definitive Guides) kann man auch mal auf zwei Posts aufteilen. Du weißt nicht, ob Du überhaupt so gut informiert bist, dass Du etwas schreiben könntest? Dann fang mit den Bascis an – je mehr Du schreibst, desto mehr wirst Du recherchieren, und so mehrt sich dein Wissen immer weiter.
Ich kann dir versichern, all die Blogs die heute groß und bekannt sind – egal in welchem Bereich – haben alle mit einem einfachen Layout und simplen Posts angefangen. Wie bei jedem Handwerk kannst Du nicht erwarten, dass von Anfang an alles leicht oder perfekt ist. Aber wenn Du dran bleibst, dann kommt es mit der Zeit.
Strategie Nr. 3: Live-Chat nutzen
Live-Chat ist eines der besten Kundenservice-Tools die man nutzen kann, trotzdem verzichten immer noch eine Menge Unternehmen darauf. Das ist ein Fehler, noch dazu einer der immer noch vehement verteidigt wird. Die Ausreden hab ich alle schon gehört.
Mein persönlicher Favorit ist: „Aber meine Kunden wollen sowas nicht!“. Wirklich? Die selben Kunden, die jeden Tag Stunden an ihrem Handy verbringen, die ständig Apps wie Whatsapp, Facebook Chat, Signal, Telegram, etc. nutzen?
Finde dich damit ab: Chats sind ein Bestandteil des täglichen Lebens, und Kunden wollen Live-Chat mit den Unternehmen denen sie ihr Geld (und oft auch ihre Daten) anvertrauen. Es ist ja nicht so, dass es teuer wäre. Viele Anbieter von Live-Chat-Software bieten kostenlose eingeschränkte Versionen ihrer Software an. Selbst die Vollversionen sind gar nicht so teuer.
Die Kosten, kein Live-Chat anzubieten sind deutlich höher. Wir leben nunmal in einer Ära der Geschwindigkeit. Kunden sind immer weniger bereit auf Rückrufe oder Emails zu warten. Sie wollen, das man sich sofort um ihre Probleme kümmert. Wenn ein Kunde Fragen zu deinem Produkt hat, dann will er sie jetzt beantwortet haben, nicht in ein paar Stunden, und schon gar nicht morgen – und wenn Du ihm diesen Service nicht bietest, dann geht er zu einem Konkurrenten der das tut.
Strategie Nr. 4: Verwende ein CRM-Tool
CRM steht für Customer Relationship Management. Klingt kompliziert, oder? Wie irgendwas was sich große Unternehmen leisten wenn sie zu viel Geld haben, kurz nach dem Springbrunnen in der Lobby und kurz vor den vergoldeten Aufzügen. Aber tatsächlich sind das sehr nützliche Werkzeuge. Zugegeben, der Name ist etwas nichtssagend. Treffender könnten sie „organisiere deine Lead- und Kundendaten“-Tools heißen, aber ODLUKDT's ist zugegebenermaßen keine besonders griffige Abkürzung.
CRMs helfen also dabei, Leads zu organisieren, etwas womit gerade kleinere Unternehmen oft ziemlich Schwierigkeiten haben. Wenn ein potentieller Kunde Kontakt mit einem Unternehmen aufnimmt, sieht der Prozess normalerweise etwa so aus: Der Kunde nimmt per Telefon, E-Mail, Kontaktformular, Social Media usw. Kontakt mit dem Unternehmen auf. Irgendwer kritzelt Details auf einen Notizzettel. Dann... äääh... ja, wird es an irgendwen weitergegeben, und der ruft dann vielleicht mal zurück, oder wartet bis was bestellt wird, aber dann ist der Kollege in Urlaub und... äh, richtig, da war mal was, aber das ist jetzt zwei Monate her, da kann man sich die Rückfrage wahrscheinlich sparen.
Mit einem CRM hast Du die Möglichkeit, alles zu protokollieren – E-Mails, Live-Chat, Kontaktformulare und sogar Telefonanrufe. Sobald sie im System sind, werden sie systematisch behandelt, je nachdem, wie Du das System einrichtest. Du kannst Erinnerungen einrichten, Leute anzurufen, Infomaterial zu verschicken, Du kannst sie in dein Infomail-System eintragen, oder was auch immer sonst in der Situation gefragt ist. Der Punkt ist: der Lead fällt nicht unter den Tisch. Man kann sich zeitnah daran kümmern und jeder hat alle wichtigen Informationen jederzeit auf einen Blick verfügbar.
Den Unterschied merkt man schnell: Ist das System erst einmal angeschafft und eingerichtet, vergisst Du plötzlich nicht mehr, die Leute zurückzurufen. Plötzlich hängen Leads nicht mehr an einem Mitarbeiter, sondern können vom ganzen Team verfolgt werden. Plötzlich werden Emails zeitnahe beantwortet. Plötzlich werden so viel mehr Leads zu Kunden konvertiert, obwohl die Zahl der generierten Leads nicht groß gestiegen ist.
Strategie Nr. 5: Gast-Blogging
Ich hoffe ich konnte dich mittlerweile von den Vorteilen den Bloggens überzeugen. Wenn Du da erstmal eine gewisse Routine erreicht hast, und regelmäßig hochwertigen Content für dein Blog erstellst... warum nicht mal für andere?
Das nennt sich dann Gast-Blogging. Der Vorteil ist, dass Du dann in einem fremden Blog gewissermaßen Werbung für dich machen kannst, Backlinks setzen – und dessen Leser dann potentiell auch zu deinen Lesern (und ultimativ Kunden) machen kannst.
Der Betreiber des Blogs hat davon entweder die Zeitersparnis, dass er mal einen Blog-Beitrag nicht selbst schreiben muss, oder er darf stattdessen einen Gast-Beitrag in deinem Blog verfassen, womit er die gleichen Vorteile hat wie Du. Wie man's auch dreht und wendet, das ist eine Win-Win Situation.
Zugegeben, Gast-Blogging hat einen etwas schlechten Ruf, wird manchmal gar als Spam-Taktik bezeichnet. Das hat aber nichts mit dem Grundprinzip zu tun, sondern mit zwielichtigen Webseiten, die speziell mit der Absicht eingerichtet wurden, bezahlte Gastbeiträge als Gegenleistung für einen Backlink zuzulassen. Das ist aber nicht das, wovon ich hier rede.
Der Ansatz sieht so aus: Identifiziere Blogs, die ein ähnliches Publikum haben wie dein eigenes. Überprüfe, ob sie gut besucht sind, gut gepflegt werden und hochwertigen Inhalt haben (und stelle dich darauf ein, dass der Blogbetreiber dasselbe mit deinem Blog tun wird). Dann kontaktiere den Betreiber, und schlage eine Kooperation vor. Präsentiere ein paar Referenzen, Beiträge auf die Du stolz bist, und die immer noch viele Klicks generieren.
Ich sag dir mal gleich im Voraus: Du wirst Ablehnungen bekommen. Manche mögen die Idee nicht, andere sehen dein Blog vielleicht nicht als den passendsten Partner. Kommt alles vor. Aber dranbleiben, dann findest Du schon bald ein paar Partner. Wenn es gut läuft, dann kann man das Ganze auch ab und an wiederholen. Deinen Namen in Expertenkreisen unterzubringen, hilft dir deinen Wiedererkennungswert zu erhöhen und deine Marke zu etablieren.